Zu Beginn der 90er Jahre findet Moto Guzzi mit der "1100 sport" nach Jahren der unglücklichen Sortimentsgestaltung zu ihren alten Tugenden zurück: 1993 präsentiert das Unternehmen erstmals die neue V-Zweizylinder mit 1064ccm als Nachfolger der legendären Le Mans Serie. Die Sport zielt auf eine junge Kundschaft ab (das Unternehmen hat über die Jahre den Zugang zu den jüngereren Generationen bekanntlich völlig vernach-lässigt und sich damit ein grosses Image-Problem geschaffen) und wird durch die Norditaliener als moderner Supersportler positioniert. Als modernisierter Vergaser ist sie in klassischem Guzzi-Rot (mit goldener Beschriftung) und in Silber/Gold sowie in Schwarz/Gold erhältlich.
Trotz der äusserst positiv aufgenommenen äusseren Erscheinung der neuen 11-hunderter zeigt sich aber über die folgenden Jahre, dass die in den neuen Supersportler gesetzten Erwartungen nicht erfüllt werden können. Neben anfänglichen technischen Problemen mit der Elektronik und der Motorenkühlung, sowie der mangelhaften Ausschöpfung des versprochenen Leistungspotentials gesellen sich auch noch die viel zu harte Fahrwerksabstimmung und der negativ positionierte Fahrzeugschwerpunkt zu den Hemmfaktoren für positive Verkaufszahlen.
Neuer Hoffnungstungsträger für die Guzzi Gemeinschaft ist die Neuauflage des Supersportlers im Jahre 1997. Aufbauend auf Bewährtem, technisch aber auf Vordermann gebracht, wird dem Publikum in Mailand die erste "1100 ie sport" präsentiert. Der mit einer Einspritzanlage versehenen Weiterentwicklung des bekannten Zweiventil-Modells 1100 sport wurde durch die Moto Guzzi-Techniker gleich eine gründliche Frischzellenkur verpasst: Überarbeitetes Getriebe, ein vor die mächtige Ölwanne montierter Ölkühler (dieser soll gegen die thermischen Schwächen des Vorgängers schützen) und fahrwerksseitige Verbesserungen über die Marzocchi-M1R-Telegabel - einer Upside-down-Version der holländischen Firma White Power. Zum Leidwesen vieler Guzzisti wurde bei der neuen Sport aber das erfolgreiche Farbkonzept und die klassischen Schriftzüge völlig verwässert. Neben den sich verschärfenden wirtschaftlichen Problemen von Moto Guzzi sicherlich ein Grund mit, weshalb sich die Sport 1100 trotz allen Bemühungen nie mehr wirklich durchsetzen konnte.
(Moto Guzzi Sport 1100, [Vergaser Version] Jg. 95 - 1. Inbetriebnahme 3.1995 )
Im Jahre 1998 mit lediglich 3'498km auf dem Tacho erstanden, war meine 1100 Sport durch ihren Vorbesitzer auf eine klassische Supersport-Version und für den serienmässigen Einsatz auf Rundkursen umgerüstet worden. Dabei wurden Auspuff- und Vergaseranlage sowie die Fahrwerksabstimmung so verändert, dass die klassischen Gebrechen der 1100 sport mindestens für mein Modellausgehebelt wurden.
Im Jahr 2008 habe ich mich nach 25'000 Fahrkilometern aufgrund körperlicher Beschwerden vom meinem "Stummellenker" verabschiedet.
Trotz vieler toller Ausfahrten (Pässefahrten blieben jedoch auf der Strecke) habe ich mich auf der 1100 sport nie wirklich "Guzzi-wohl" gefühlt: Es bleibt der ewige Zwiespalt!
Landshutstrasse 17, 3427, Utzenstorf